Siegener Zeitung, 20.07.1999: | zurück |
Das Littfelder Grubengelände, bis in die 20er Jahre dieses Jahrhunderts vom Eisenerzbergbau bestimmt und geprägt, ist ein einziges großes Naturschutzgebiet. Über 42 Hektar groß, wurde es 1991 unter Schutz gestellt. Eigentümer sind heute etwa zur Hälfte die Düsseldorfer Familie Woeste sowie die Stadt Kreuztal und das Land NRW. Jahrhundertelang wurden in den Gruben Anna, Altenberg, Silberart, Hohenstein, Heinrichsegen und Viktoria Eisenerze gefördert, zunächst im Stollenabbau, später auch in der Tiefe im Schachtbetrieb. Buntmetallerze waren das Aushängeschild der Grube Viktoria, sie war die bedeutendste Blei- und Zinkförderstätte im Siegerland. Die schwermetallhaltigen Abraumhalden ließen den Wuchs der üblichen Wald- und Wiesenflora nicht zu. Verstärkt wurde der hohe Schwermetallgehalt der sogenannten Galmei-Böden (Galmei war ein alter Bergmannsname für Zink) durch die bis zuletzt 1962 durchgeführte Flotation größerer Haldenbestände. Der Abraum wurde gemahlen und mit Wasser vermischt.
Die hochmetallhaltigen Partikel sanken nach unten, während die ebenfalls noch schwermetallhaltigen Schlämme in Klärteichen und Deponien abgelagert wurden. So gibt es hier im Littfelder Grubengebiet die eigentlich als verseucht geltenden Galmeiböden - einzigartig im weiten Umkreis. Einzigartig sind auch bis heute noch größere völlig vegetationslose Flächen wie auch eine spezifische Flora, die nur auf solchen besonderen Böden gedeihen kann.
Das gesamte Grubengelände wird von Gräben und Bächen durchzogen. Wasser begegnet dem Spaziergänger beinahe auf Schritt und Tritt, und seien es nur vernäßte Areale oder vermoorte Stellen. Eine Reihe im Wald wie versteckt liegende Weiher geben dem Naturschutzgebiet in fast unberührter Landschaft eine gewisse Romantik. Erlenbruchwald und Feuchtwiesen sind besondere Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Nicht selten geht es über Stock und Stein, mit Lackschuhen ist hier kein Staat zu machen. Besonnt und dadurch aufgewärmt geben sich dagegen die meisten Grubenhalden. Vielfältig sind Landschaft und Ausblicke, manchmal vermischt mit kleinen Relikten aus traditionsreichen Bergbauzeiten. Wer das Auto stehen läßt, kann mit Wanderkarte und Spürsinn vieles erkunden, aber nicht alle Pfade sind Spazierwege.
Es ist reizvoll, mit heimischen und kundigen Naturführern – Markus Fuhrmann oder Matthias Jung vom
Naturschutzbund (NABU) zum Beispiel – das Grubengelände zu durchstreifen und auf Blühendes und
Unauffälliges am Wegrand zu achten: auf die jetzt schon verblühte Gemeine Grasnelke, auf das
Taubenkopfleimkraut oder auf Hallers Schaumkresse, alles Sommerblüher, die in unserer Region sonst
kaum anzutreffen sind. Es sind überwiegend Lichtblumen, die auf den schwermetallbelasteten
Flächen in kleinen Lebensräumen oft konkurrenzlos gedeihen und mit den Zink- und Bleigehalten
des Bodens relativ gut zurechtkommen.
uha